Birgit Wagner bezeichnet Mietexplosion-Diskussion als Panikmache
Die von der SPD angestossene Diskussion um Explosion der Mietkosten nennt Birgit Wagner, Immobilienexpertin und Gründerin von Rockstar Immobilien GmbH, rein emotional ohne sachliche Grundlage.
Berlin, den 12. März 2012
Birgit Wagner, Immobilienexpertin und Gründerin von Rockstar Immobilien, im Interview:
Wie sehen Sie die Zukunft von Deutschlands Wohnungsmarkt?
In den letzten Wochen werden nur noch Horrormeldungen vom Wohnungsmarkt publiziert wie Mieten in Großstädten ziehen dramatisch an oder Wird Wohnen in Metropolen bald unbezahlbar?. Eines ist klar: das Thema wird ganz bewusst emotional aufgebaut und wird so natürlich weitere Diskussionen anheizen. Doch fehlen bei dem Thema wichtige Kennzahlen.
Welche Kennzahlen meinen Sie damit genau?
Man muss einfach mal die Mieten bei Abschluss eines Neuvertrages zu Grunde legen, also in dem Bereich, in dem es die höchsten Steigerungen gibt, dann liegen die Mieten 13,6% höher als vor 20 Jahren. Allerdings ohne Berücksichtigung der Inflation. Diese ist im gleichen Zeitrahmen um 41,7% gestiegen. Inflationsbereinigt und unter Berücksichtigung der Lohn- und Gehälterentwicklung würde das bedeuten, das in den Metropolen die Mieten um 19,8% niedriger liegen als vor 20 Jahren. Würde man diese Information der aktuellen SPD-Diskussion hinzufügen, wäre dieser jegliche Grundlage entzogen.
Wie stehen Sie zu der Idee, Mieterhöhungen in Zukunft per Gesetz zu regeln?
Die SPD ist die treibende Kraft hinter der Idee, Mieterhöhungen in Zukunft per Gesetz eingrenzen zu wollen. Zweifelsohne wurden in jüngster Zeit die Mieten in den Metropolen deutlich erhöht. Jedoch nur diesen Faktor alleine zu betrachten, verzerrt das Bild. Es fängt ja schon damit an, das man doch nicht angespannte Situationen im Mietbereich wie etwa in Hamburg oder München als Maßstab für ganz Deutschland nehmen kann. Vielmehr sollten endlich steuerliche Anreize für den Neubau geschaffen werden. Statt mit übertriebener Bürokratie an Vorgaben wie überteuerte Ablösen für nicht realisierbare Kfz-Stellplätze, Nachweise von Fahrradabstellplätze und vielem mehr den Neubau zu verhindern. Bauordnung und Baurecht gehören auf den Prüfstand und müssen deutlich entschlackt werden.
Aber eine Wohnungsknappheit in Kernzentren wie Hamburg können auch Sie nicht leugnen.
Was allen voran die SPD derzeit als Wohnungsknappheit bezeichnet ist ein hausgemachtes Problem durch die Politik. Seit dem Auslaufen der sozialen Wohnungsbauförderung entwickelte sich stetig ein Wohnungsmangel für einkommensschwächere Gruppen. Durch die konsequente Vernachlässigung des Themas sozialer Wohnungsbau mit Preisbindung durch Bund und Länder stehen wir nun vor einem Problem, welches der Markt alleine nicht lösen kann.
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